Innovation und Tradition. Das Plenum

Zusammenarbeit gestalten –
Kooperation bringt Innovation

Prof. Dr. Harald Spehl, Universität Trier

 

Die Nahrungs- und Genussmittelindustrie stellt einen der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren des lan-des Nordrhein-Westfalen dar. Es gibt vielfältige Ansätze von Kooperation verschiedenster Art, wie der Wettbewerb "Kooperation und Innovation in der Prozesskette Food-Processing NRW" gezeigt hat. Dabei dominierte bislang die Sichtweise, dass Kooperation einerseits ein Mittel zur Verbesse-rung der Position der Kooperationspartner in einem härter werdenden Wettbewerb ist und dass Kooperation andererseits ein Instrument darstellt, um Innovationen zu ermöglichen und zu beschleunigen.
Hier soll herausgestellt werden, dass es drei Formen der Koordination von wirtschaftlichen Ent-scheidungen gibt: Markt, Hierarchie und Kooperation. Der Rahmen für das Handeln auch in der Ernährungswirtschaft von NRW wird durch ein Nebeneinander ja Durcheinander dieser Koordina-tionsformen bestimmt.

Vision:
Eine umfassende Kooperation in der Ernährungswirtschaft, die auch die Landwirtschaft, den Handel und die Konsumenten einbezieht, ermöglicht den Rückzug des Staates, mehr Sicherheit für alle Beteiligten und führt zu gesunden Lebensmitteln.

Wenn das Ziel der Kooperation wie im genannten Wettbewerb formuliert wird: "herausragende Kooperation bei der Realisierung innovativer Vorhaben auszuzeichnen", ist das sicher ein wichtiger und richtiger Schritt. Es muss aber betont werden, dass Innovation mehr als Produkt- und Prozessinnovation ist, es gehören eigenständig oder mit den vorgenannten Formen der Innovation verbunden auch und gerade die institutionellen und sozialen Innovationen hinzu. Es ist wichtig, diese als eigenständigen Bereich und als oft zentrales Problem zu sehen.

These:
Kooperation ist selbst eine soziale oder institutionelle Innovation. Damit gilt es, die besonderen Chancen und Probleme dieser Innovationen in der Ernährungswirtschaft in NRW einzubeziehen.

Die Ernährungswirtschaft hat eine naturgegebene Tendenz zur engen räumlichen Kopplung von Produktion, Verarbeitung und Verbrauch. Durch die technische Entwicklung haben sich diese Bindungen gelockert, Naturprodukte und verarbeitete Lebensmittel werden heute über weite Ent-fernungen transportiert und ausgetauscht.

These:
Eine wichtige Grundlage der Ernährungswirtschaft sollte die bewusste Gestaltung regionaler Produktions-Verbrauchszusammenhänge sein.

Die bisherigen theoretischen Überlegungen und die vielfältigen praktischen Umsetzungsversuche zu Chancen und Problemen der Kooperation im Bereich der Lebensmittelerzeugung zeigen, dass es eine Reihe von positiven und negativen Faktoren für das Zustandekommen und die Dauerhaf-tigkeit von Kooperationen gibt. Dabei sind auch unterschiedliche Zielsetzungen der Kooperationen zu berücksichtigen. Diese werden dargestellt und an Beispielen verdeutlicht.

Wenn alle Akteure an den Märkten der Ernährungswirtschaft mit der Kooperation nur das Ziel verfolgen, ihre Wettbewerbsposition zu verbessern, wird sich keine langfristige Verbesserung der Marktsituation ergeben.

These:
Kooperationen in der Ernährungswirtschaft in NRW sollten die landwirtschaftlichen Produzenten, den Handel und die Verbraucher einbeziehen.

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